Die östliche Schmalseite zeigt als Panoramabild einleitend die ländliche Idylle, die in der zweiten Bildhälfte durch Hafenkräne und eine Dynamomaschine zur Stromerzeugung getrübt wird. Die damit angedeutete beginnende Industrialisierung leitet zur Kopfseite des Bunkers über.
Geschichte des Stadtteils Gröpelingen und der AG-Weser - 1878-1978
Quellen:

Peppel, Dieter: KunstObjekte in Bremens Stadtraum. Ein Beitrag im Rahmen des Forschungsprojekts „Kunst im öffentlichen Raum" an der Hochschule für Künste Bremen. Bremen, 1989, S. 9-11

Schneede, Uwe M.: Das Gröpelinger Historienbild: eine monumentale Wandmalerei, die neue Maßstäbe setzt. In: Jürgen Waller Bilder und Zeichnungen 1978 - 1981. Berlin, 1981, S. 20-21

Schneede, Uwe M.: Das Historienbild als Mahnmal. Jürgen Wallers Wandmalerei in Bremen Gröpelingen. In: Jürgen Waller 1958 - 1982. Berlin, 1982, S. 264-268


Waller, Jürgen Geschichte des Stadtteils Gröpelingen und der AG-Weser - 1878-1978, in:
http://www.kunst-im-oeffentlichen-raum-bremen.de/, am 30.03.2010
Bunker Gröpelingen Ostseite
Das 1978 entstandene, von Jürgen Waller und Studierenden der Bremer Hochschule für Künste ausgeführte Bunkerbild gilt als erste Historien-Wandmalerei Westdeutschlands seit dem 2. Weltkrieg. Dargestellt ist die Geschichte von Gröpelingen und der dort angesiedelten ehemaligen Bremer Traditionswerft AG-Weser. Die Entwicklung vom Dorf zum Industriestandort wird in chronologischer Folge von links nach rechts (von der östlichen zur westlichen Schmalseite) in realistischer Malweise geschildert. Jedoch ist weder aufgrund der Motivauswahl, noch der wechselnden Maltechniken von einer  fotografischen Wiedergabe zu sprechen. Vielmehr handelt es sich um eine Montage, in der die Dimensionen des Dargestellten seiner jeweiligen Erzählfunktion entsprechen. Grob, skizzenhaft angelegte Bereiche stehen neben fotorealistischen.
Wandbilder:

Hauptseite: 8 m x 35 m; 2 Schmalseiten: 8 m x 12 m; Gesamtfläche: 531 m²
Ort: Bremen, Stadtteil Gröpelingen
Bunker Pastorenweg (Kopfseite) zwischen Grasbergstraße und Bauhüttenstraße (Schmalseiten)
Die Darstellung auf der westlichen Schmalseite straft die aufkeimende Hoffnung lügen. Der Megatanker steht immer noch in der Werft. Der Hintergrund zeigt eine leere Helling. Im Vordergrund links ein Schweißer bei der Arbeit. Seine Kollegen von der Weser-AG stehen auf einer Brücke. Kurzarbeit und Entlassungen sind angesagt. Der anstehende Arbeitskampf wird durch eine geballte Faust am rechten Bildausgang angekündigt.

Fünf Jahre nach der Fertigstellung des Wandbildes, 1983 wurde die Weser-AG geschlossen.
Diese beschreibt den Geschichtsverlauf von der aufstrebenden Werft zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die Weltkriege, Räterepublik, Wiederaufbau, Konsumgesellschaft bis ins Computerzeitalter.

Den Bildeinstieg bildet eine aufstrebende Werftdarstellung mit ihrer Kanonenbootproduktion. Diese Bewegung wird jäh durch den mächtigen, an Otto Dix angelehnten Soldaten als Versinnbildlichung des 1. Weltkrieges unterbrochen. Der erste Arbeiter- und Soldatenrat steht ebenso für die Zeit der Weimarer Republik wie der Bau des Luxusdampfers „Bremen", deren Bug die Handlung gleichsam zerschneidet und damit die Zäsur des faschistischen Aufstieg symbolisiert.

Die daneben stehenden Arbeiter werden im Bildverlauf zur grauen Masse. Darüber wird noch einmal exemplarisch das Hoetgers-Denkmal zu Ehren der Gefallenen der Räterepublik vom Gröpelinger Friedhof gestürzt, während auf der Werft die Rüstungsproduktion auf Hochtouren läuft. Von dort ragen Rohre in den Bildvordergrund. Darunter der verhaftete Carl von Ossietzky und zwei weitere Widerstandskämpfer.

Eine zerstörte Säule mit einem Nazi-Adler beendet die Hitler-Diktatur, zurück bleiben Häuser in Schutt und Asche, aber der zunehmend blaue Himmel kündet von Hoffnung, ebenso wie der auf der rechten Baumhälfte wieder Blätter tragende Baum.

Die Häuser mit Baugerüst im Hintergrund stehen für den Wiederaufbau, der Abfallberg mit Wohlstandsmüll für die Konsumgesellschaft. Ein riesiges Schaltpult (einer der ersten Computer), ein monumentales Kranportal und ein Megatanker lassen am Bildausgang auf einen abermaligen wirtschaftlichen Aufschwung hoffen.
Bunker Gröpelingen Hauptseite
Bunker Gröpelingen Westseite
Zum Interview mit Jürgen Waller über die Gröpelinger Wandbilder
©  2010 ARTIFICIALIS

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