September 2012

Neue Kunst im öffentlichen Raum von Vallauris
In diesem Sommer könnte man beinahe von einer Inflation von künstlerischen Werken im öffentlichen Raum von Vallauris sprechen. Vier Künstlerinnen und Künstler und eine Gruppe haben  Werke geschaffen, die immer für alle zugänglich sind. Dieser plötzliche Zuwachs ist rein zufällig und die Motivationen sind dementsprechend sehr unterschiedlich. Auch die Ergebnisse sind, wie auch die einzelnen Künstlerinnen und Künstler recht variiert.
Den Anfang machten die beiden Malerinnen Jade Laprie und Irène Hamilton im Juni. Es ist eine Wandmalerei in der Avenue Georges Clémenceau (Nr. 29) für das „Maison de thé" von Marie. Schon die Teestube selbst, wirkt mit seinen vielen Kunstwerken und kunsthandwerklichen Gegenständen wie eine Kunstinstallation. Es ist zum Treffpunkt der lokalen Künstlerinnen und Künstler geworden. Da ist es wenig erstaunlich auch die Außenwand künstlerisch zu gestalten.
So ließen sich Jade und Irène thematisch vom Ort inspirieren. Im Gegensatz zu ihren üblichen Gemälden, zeigen sie hier sehr gegenständlich eine Teekanne mit drei Tassen. Die Ockertöne nehmen die Farben der Häuser des historischen Zentrums auf. Gleichzeitig sind sie aber auch eine Referenz auf Ton und damit auf die traditionelle Keramik-Produktion von Vallauris.
Maison de thé
Jade Laprie und Irène Hamilton
"Maison de thé"
2,30 m x 1,65 m
Von dieser Tradition angezogen kam auch James Simon aus Pittsburgh (USA) für einen künstlerischen Aufenthalt bei A.I.R.-Vallauris im Juli hierher. Fasziniert vom Ort, wollte er seine Spuren im Dorf hinterlassen, indem er eine Wandskulptur schuf. Das Keramikrelief, angebracht an der Außenwand der Galerie Aqui Siam Ben (Galerie von A.I.R.-Vallauris, Ecke Boulevard des deux Vallons Place de la Miséricorde), ist wie die Wandmalerei von Jade und Irène von seiner Umgebung beeinflusst, wenngleich im Resultat sehr anders.
Der „Renaissance Man" spielt gleichzeitig Akkordeon und Fußball mit seinem Hund. Die Musik des Akkordeons und das Fußballspiel sind für den Künstler ein Verweis auf die französische Kultur, sowohl die lokale, als auch die nationale. Zusätzlich ist die Hose des Renaissancemanns mit französischen Gedichten dekoriert, eine Hommage an die Literatur des Landes.
Renaissance Man
James Simon
"Renaissance Man"
ca. 2,30 m x 1,65
Drei Wochen später erblicke eine weitere Wandkeramik das Licht der Welt, nur wenige Schritte von dem Relief entfernt. Der Eingang des Restaurants „Café du Coin" am Place de la Miséricorde (Place Jules Lisnard) hat Farbe bekommen. Wie im „Maison de thé" regiert auch hier die Kunst, neben den Wirten Olivier und David. In den Innenräumen stellen Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Disziplinen aus. Die Terrasse ist ein Ort der Vernissagen und Begegnung zwischen Künstlern und Kunstinteressierten. Da ist es kein Zufall, dass der deutsche Künstler Jürgen Waller, Stammgast der ersten Stunde, sich hier mit seiner Kunst ausdrückt.
Ursprünglich Maler und Objektmacher, hat er die Keramik-Techniken während seiner häufigen Aufenthalte in Vallauris erlernt. Neben seinen übrigen Kreationen, stellt er heute, in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, Kunstfliesen und Geschirr für das „Institut Artmosphaire" her. Jürgen's Arbeiten sind ehr figurativ, häufig in den Farben zurückgenommen, bis hin zum Monochrom. Hingegen zeigen seine Installationen von Fassadenfliesen ein Spiel mit Farben. Ebenso beim „Café du Coin": ein stilisierter Rahmen in blau, grün, rot und orange mit einer Sonne in strahlendem Gelb.
Ein weiteres Feuerwerk der Farben wird im Herbst im Viertel „La Zaïne" installiert. Aber so wie Ort und die Entstehung sich von den anderen Kunstwerken unterscheiden, ist es auch beim Ergebnis. Der Kunstkeramiker Renaud Lembo, insbesondere bekannt für seine Schilder und Keramik-Bilder im Außenraum, hatte schon seit März zwölf junge Erwachsene des Programms „Chantier-Ecole" (Orientierungsprogramm zur Eingliederung in das Berufsleben) bei sich zu Gast, um eine Gemeinschaftsarbeit mit ihnen herzustellen.
Aquarium
Während fünf Monaten, drei Tage in der Woche, erlernten sie die Grundlagen der Kachel-Herstellung und konnten gleichzeitig eigene Experimente mit Ton machen. Anschließend erarbeiteten sie das Konzept für eine Keramik-Tafel in den vorgesehenen Dimensionen, um dieses große Keramik-Bild herzustellen: „L'Aquarium".
Renaud Lembo und die "Chantier-Ecole"
"L'Aquarium"
0,72 m x 3,34 m
Zusätzlich zu den beschriebenen Werken, ist ein fünftes angekündigt. Die Direktorin des „Vallauris Institut of Arts", Sandrine Rousseau hat eine kollektive Arbeit mit zehn Künstlerinnen und Künstlern initiiert. Alle werden ihren Beitrag zu einer Keramik-Skulptur leisten, die im öffentlichen Raum von Vallauris aufgestellt wird. Wir erwarten also die Fortsetzung der Serie …
Text: Astrid Gallinat, September 2012

Lektor: Stephan Goseberg
 
© Photos: Astrid Gallinat, Jürgen Waller (mit *)
© ARTIFICIALIS 2012
Die Institutionen

Maison de thé

A.I.R.-Vallauris

Café du Coin

Institut Artmosphaire

ITEC 06 (Chantier-Ecole)

Vallauris Institut of Arts
Eingang Café du Coin
Jürgen Waller
"Café du Coin"
ca. 2,70 m x 3,35 m
*
Die Künstlerinnen und Künstler

Jade Laprie und Irène Hamilton

James Simon

Jürgen Waller

Renaud Lembo

Sandrine Rousseau